Robby Kalle Paul
Komödie
Deutschland/ Schweiz, 1988
Länge: 90 min.
Regie: Dani Levy
Buch: Maria Schrader/ Dani Levy/ Anja Franke
Musik: Niki Reiser
Kamera: Carl-Friedrich Koschnick
Produzent: Gudrun Ruzikova
Darsteller: Dani Levy (Robby)
Nina Schultz (Tilla)
Josef Hoffman (Paul)
Frank Beilicke (Kalle)
Maria Schrader (Malu)
Anja Franke (Henny)
Berlin, Ende der 80er Jahre: Der Student Robby lebt mit seiner Freundin Henny und seinem Kumpel Kalle zusammen in einer 60 qm-WG. Doch als er von einer Reise zurückkehrt, hat Henny ihn mit dem Lebenskünstler Kalle betrogen. Sie löst das Problem auf konventionelle Art und zieht aus, während Robby fortan allem Weiblichen abschwören will. Für Henny zieht der Angestellte Paul ein. Als auch dessen Arbeitskollegin Tilla, in die Paul unsterblich verliebt ist, in Kalles Bett landet, entbrennt der Krieg zwischen den drei Männern.
Die von Dani Levy in den eigenen vier Wänden gedrehte Komödie ist clever inszeniert und fängt authentisch Stimmung und Charaktere der spät-alternativen 80er Jahre ein. Ein amüsanter Film über Liebe, Einsamkeit und die Unfähigkeit, das Leben zu genießen.
Der Sommer des Falken
Abenteuerfilm
Deutschland, 1987/88
Länge: 90 min.
Regie: Arend Agthe
Buch: Monika Seck- Agthe/ Arend Agthe
Musik: Matthias Raue/ Martin Cyrus
Kamera: Jürgen Jürges
Darsteller: Hermann Lause
Rolf Zacher
Volker Brandt
Janos Crecelius
Andrea Lösch
Heidi Joschko
In den Bergen Südtirols freunden sich das Bergbauernmädchen Marie und der Berliner Punker Rick an, der mit seinem Vater in die Gamskogelwand gekommen ist, um Drachenfliegen zu lernen. Doch dann taucht der dubiose Marek Czerny auf, der für 10.000 Dollar das Ei eines Jungfalken aus freier Wildbahn besorgen soll. Tückisch gibt er sich als Tierfotograf aus und bringt so Marie dazu, ihm einen Nistplatz zu zeigen. Als der Falke sein Nest verteidigen will, erschießt er das Tier und raubt die Eier. Rick und Marie machen sich auf die Jagd nach Czerny. Es gelingt den beiden in schwindelnden Höhen, die Falkeneier zurück zu bekommen und Czerny zu entkommen, doch der gibt so leicht nicht auf.
Slapsticks, atemberaubende Stunts, actionreiche Verfolgungsjagden, eindrucksvolle Naturaufnahmen und die gefühlvolle Beschreibung der ersten Liebe machen „Der Sommer des Falken“ zu einem sympathischen, spannenden und sehr modernen Heimatfilm.
Auszeichnungen:
• 1988 wurde der Film beim 14. Internationalen Kinderfilmfestival in Frankfurt a.M. mit dem LUCAS ausgezeichnet.
Magic Sticks
Krimikomödie
USA/ Deutschland, 1986/87
Länge: 91 min.
Regie: Peter Keglevic
Buch: Peter Keglevic/ George Kranz/ Christopher Ragazzo
Musik: George Kranz
Kamera: Edward Klosinski
Darsteller: Kelly Curtis
Chico Hamilton
Michael R. Howard
George Kranz
David Margulies
Jack McGee
Der mittellose Schlagzeuger Felix (George Kranz) schafft es nicht, in New York sein Glück zu machen. Da bekommt er zwei wundersame Schlagzeugstöcke geschenkt, die waschechte New Yorker im Rhythmus tanzen lassen und ihn in echte Schwierigkeiten bringen, denn zwei Gangster wittern den großen Coup und entführen Felix und seine neue Freundin, die hübsche Musikstudentin Kelly.
Neben der Tochter von Tony Curtis spielte auch Samuel L. Jackson mit. Der Vibraphon Virtuose Chico Hamilton beeindruckt in dieser musikalischen Komödie als Mr. Jazz.
Der Bulle und das Mädchen
Kriminalfilm
Deutschland, 1984
Länge: 89 min.
Regie: Peter Keglevic
Buch: Peter Märthesheimer/ Pea Fröhlich
Musik: Brynmor Jones
Kamera: Edward Klosinski
Darsteller: Jürgen Prochnow
Annette von Klier
Franz Buchrieser
Stefan Meinke
Krystyna Janda
Daniel Olbrychski
Ulrike Beimpold
Der Bulle ist ein harter Cop, seinen Dienst versieht er rau, desillusioniert und einsam. Bei der Verfolgung Jugendlicher aus der Unterwelt bringen seine Methoden ihn in die Grauzone zwischen Recht und Gesetz. Doch eines Nachts hilft er einem Mädchen, das von ihrer Rocker-Clique verprügelt wird. Zum Dank klaut sie ihm seine Dienstwaffe und die Autoschlüssel, um über die Grenze zu verschwinden. Ohne Dienstwaffe wäre der Bulle auch seinen Job los. Er will die Sache auf eigene Faust regeln und macht sich auf die Suche nach dem Mädchen. Als sie an der holländischen Grenze von Polizisten aufgegriffen wird, schlägt der Bulle sie nieder und nimmt sie mit. Beide werden zu Gejagten auf einer spektakulären Flucht, doch dann wird das Mädchen von einer Polizeikugel getroffen.
Der Kriminalfilm trifft auf eine Romanze, wenn sich der Bulle in das Mädchen verliebt und die Brutalität der Macht von der Brutalität der Liebe durchkreuzt wird. Dabei zeigt der konsequente Realitätsbezug der Kamera mit seiner schlicht gehaltenen Dramaturgie intelligentes, rasantes und wortkarges Kino mit Anleihen bei Filmen von Walter Hill.
Auszeichnungen:
• Jürgen Prochnow erhielt 1985 den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie „Bester Darsteller“ für den Film
Ein Mann wie EVA
Melodrama
Deutschland, 1983/84
Länge: 90 min.
Regie: Radu Gabrea
Buch: Radu Gabrea/ Laurens Straub
Musik: Giuseppe Verdi
Kamera: Horst Schier
Darsteller: Eva Matthes
Lisa Kreuzer
Werner Stocker
Charles Regnier
Charles Muhamed Huber
Carola Regnier
Albert Kitzl
Towje Kleiner
Der ebenso egozentrische wie Komplexbeladene Regisseurs E.V.A. verfilmt mit seiner Crew in einer heruntergekommenen Villa Dumas „Kameliendame“. E.V.A. begehrt sowohl Frauen als auch Männer. So fühlt er sich zu seinem Hauptdarsteller hingezogen, der wiederum die Hauptdarstellerin verführen will – doch die hat nur Augen für ihren Regisseur. Aus Verlangen und Macht entsteht ein Sog, der ebenso inspirierend wie gefährlich ist.
Eva Matthes brilliert als filmische Wiedergeburt des legendären Regisseurs Rainer Werner Fassbinders in diesem Film, der die problematischen Beziehungen innerhalb eines Filmteams behandelt. Dabei zeigt sich eine intime Kenntnis der Person Fassbinders, seiner Ambivalenzen und Schwierigkeiten - aber auch seiner Einsamkeit. Rekonstruieren lassen in „Ein Mann wie EVA“ jedoch nicht nur Spuren aus Fassbinders Leben, sondern auch aus seinen Filmen.
Schwarzfahrer
Gangsterkomödie, 80 min.
BR Deutschland, 1982
Länge: 80 min.
Regie: Manfred Stelzer
Musik: Kevin Coyne
Buch: Gerd Weiss, Manfred Stelzer
Kamera: David Slama
Darsteller: Rolf Zacher (Chris)
Iris Berben (Lisa)
Alisa Saltzmann (Alisa)
Harald Henschel-Franzmann (Harry)
George Meyer-Goll (Alois)
Als der passionierte Autoliebhaber und Lebemann Chris ein Cabrio knackt, zersticht ihm Alois die Reifen seines neuen Kleinods. Nachdem Alois jedoch bereitwillig den Reifen wechselt, nimmt Chris ihn im neuen Auto mit auf Tour. Gemeinsam zocken sie spießige Mieter ab und gabeln bei einer abendlichen Trinktour Harry auf, der sich mit gestohlenen Zigaretten über Wasser hält. Als die drei mit dem Cabrio in Westberlin einen volkseigenen „Wartburg“ Geldtransporter rammen, kommt ihnen die Idee, den DDR-Transporter zu überfallen. Doch Chris mangelt es an Disziplin und Zuverlässigkeit und so scheint die Durchführung ihres Coups zum echten Glücksspiel zu werden.
Die skurrile Kult-Komödie erzählt unterhaltsam von einem schrägen Gangstertrio mit modischem Ausnahmecharakter, das versucht sich mit dem „großen“ Coup in die finanzielle Sorglosigkeit zu katapultieren. Streetcredibility trifft auf anarchische Lebensfreude, wenn die neuen Freunde sich bei ihren Gaunereien in die Quere kommen. Gelegenheiten für ihre kleinen Tricks finden die schnodderigen Schlitzohren an jeder Ecke Westberlins - und jede Chance will genutzt werden. Mit viel Sinn für die komischen Widersprüche des Lebens zeichnet der Film in überzeugender 80er Jahre Ästhetik ein Bild vom Untergrund in der geteilten Stadt.
Lola
Satire
Deutschland, 1981
Länge: 113 Minuten
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Buch: Rainer Werner Fassbinder/ Peter Märthesheimer/ Pea Fröhlich
Musik: Peer Raben
Kamera: Xaver Schwarzenberger
Darsteller: Barbara Sukowa (Lola)
Armin Müller-Stahl (von Bohm)
Mario Adorf (Herr Schluckert)
Rosel Zech (Frau Schluckert)
Matthias Fuchs (Eslin)
Helga Feddersen (Fräulein Hettich)
Karin Baal (Lolas Mutter)
Elisabeth Volkmann (Gigi)
Ivan Desny (Wittich)
Coburg, 1957: In der spießigen bayerischen Kleinstadt wird Geschäftliches üblicherweise zwischen Bürgermeister, Polizeipräsidenten, Bankdirektor und dem Baulöwen Schuckert im örtlichen Bordell, der „Villa Fink“, bei Schampus verhandelt. Doch die Idylle wird jäh gestört, als Herr von Bohm, der neue Baudezernent, sein Amt antritt. Korrekt und mit ehernen moralischen Grundsätzen versehen, wird er zum Störfaktor einer Gesellschaft, die sich gegenseitig die profitablen Happen des Wirtschaftswunders der Adenauer-Ära zuschieben.
Zunächst durchaus auf Kooperation bedacht, denn vom „Wirtschaftswunder“ profitiert ja auch der kleine Mann, ändert sich von Bohms Haltung schlagartig, als er sich in aller Unschuld in die bezaubernde Liebe Marie-Luise verliebt, die alle anderen Männer allerdings nur als Lola, die schärfste Hure der Stadt und persönlichen Besitz des Baulöwen Schuckert kennen.
Demoralisiert und verzweifelt will von Bohm Schuckert vernichten - doch niemand will den Status Quo ändern. Als Schluckert ihm anbietet, Lola zu heiraten, könnte sie in die angesehene Gesellschaft aufsteigen. Doch wird von Bohm sich durch die Liebe verführt in das korrupte System integrieren?
„Lola“ bildet mit „Die Ehe der Maria Braun“ und „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ Fassbinders Triologie über die 50er Jahre in der BRD. Mit Humor entlarvt Fassbinder statt der geplanten Neuverfilmung des „Blauen Engels“ nach Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“ mit „Lola“ die Heuchelei und Korruption der Wirtschaftswunder-Gesellschaft.
Auszeichnungen:
• 1982 erhielt Armin Müller-Stahl beim deutschen Filmpreis das goldene Filmband für die beste männliche Hauptrolle, Barbara Sukowa für die beste weibliche Hauptrolle.
• In der Kategorie bester Spielfilm wurde das Filmband in Silber an Lola vergeben.
Theo gegen den Rest der Welt
Komödie/ Roadmovie
Deutschland, 1980
Länge: 105 min.
Regie: Peter F. Bringmann
Buch: Matthias Seelig
Musik: Lothar Meid
Kamera: Helge Weindler
Darsteller: Marius Müller-Westernhagen (Theo Gromberg)
Guido Gagliardi (Enno Goldini)
Claudia Demarmels (Ines Röggeli)
Peter Berling (Doppel-Dieter)
Marquard Bohm (Pilot)
Carlheinz Heitmann (Kreditmann)
Theo Gromberg ist ein Trucker aus dem Pott, der mit seinem italienischen Freund Enno eine kleine Spedition gegründet und einen Sattelschlepper gekauft hat. Um die letzte große Rate für diesen zahlen zu können, nimmt Theo den Auftrag für einen illegalen Transport an, doch auf der Heimfahrt wird ihm der Truck gestohlen. Theo zögert nicht lange und begibt sich mit Enno auf eine wilde Verfolgungsjagd nach ihrem Truck. Doch die beiden Trucker werden selber von windigen Krediteintreibern durch Südfrankreich, die Schweiz und Süditalien gejagt.
Frisch und temporeich erzählt das komödiantische Roadmovie aus dem Herzen des Kohlenpotts mit einem überragenden Marius Müller-Westernhagen als Träumer, Zocker und Alltags-Anarchist von den kleinen Leuten, die mit nie aufgebender Kämpfernatur und Kodderschnauze versuchen, sich in der Welt zurecht zu finden.
Auszeichnungen:
• Marius Müller-Westernhagen erhielt für seine Darstellung den Ernst-Lubitsch-Preis.
• Mit mehr als 3 Mio. Kinobesuchern, war der Film der größte deutsche Kinoerfolg 1980/81 und erhielt die Goldene Leinwand.
Die Ehe der Maria Braun
Melodrama
Deutschland, 1979
Länge: 115 min.
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Buch: Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich
Musik: Peer Raben
Kamera: Michael Ballhaus
Darsteller: Hanna Schygulla (Maria Braun)
Klaus Löwitsch (Herrmann Braun)
Ivan Desny (Karl Oswald)
Gisela Uhlen (Mutter)
Gottfried John (Willi Klenze)
Elisabeth Trissenaar (Betti Klenze)
Hark Bohm (Senkenberg)
Maria Braun heiratet in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs den Soldaten Hermann, der jedoch kurz nach der Hochzeit zurück an die Front muss. Als sie nach Kriegsende die Nachricht erhält, dass Hermann gefallen sei, wendet sie sich dem farbigen amerikanischen Soldaten Bill zu. Doch als Herrmann wieder auftaucht und sie mit Bill überrascht, tötet Maria Bill während eines Gerangels. Herrmann nimmt die Schuld auf sich als Maria des Mordes angeklagt wird. Sie besucht ihn zwar regelmäßig im Gefängnis, verführt aber dennoch den französischen Industriellen Oswald und steigt in dessen Führungsriege auf. Als Maria Herrmann, dem sie ihre Beziehung zu Oswald gebeichtet hat, aus dem Gefängnis abholen will, kommt sie zu spät: Herrmann ist schon auf dem Weg ins Ausland. Trotz ihres beruflichen Erfolges wird Maria nicht glücklich und lebt nur für Herrmanns Rückkehr. Doch dann stirbt der todkranke Oswald.
Fassbinder erzählt radikal subjektiv und exemplarisch vom Alltagsleben im Nachkriegsdeutschland - von der Suche nach verschollenen Angehörigen, den Begegnungen mit den Soldaten der Besatzungsmächte und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau. "Die Ehe der Maria Braun" gibt Aufschluss über die Seelenlage der deutschen Bevölkerung, die zwar nach dem Krieg ihren materiellen Wohlstand sichern konnte, deren Streben nach Glück aber an der inneren Kälte scheitern musste.
Auszeichnungen:
• 1979 ging der Silberner Bär der Berlinale an Hanna Schygulla und das Team
• Hanna Schygulla erhielt den David di Donatello
• 1979 wurde der Bundesfilmpreis in Gold an Hanna Schygulla, Gisela Uhlen, Rainer Werner Fassbinder, Norbert Scherer und Helga Ballhaus (Szenenbild) verliehen
• 1980 war der Film für den Golden Globe als bester ausländischer Film nominiert
• 1989 erhielt „Die Ehe der Maria Braun“ beim Bundesfilmpreis den Sonderpreis anlässlich des 40 jährigen Bestehen der BRD
Satansbraten
Groteske
Deutschland, 1976
Länge: 112 min.
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Buch: Rainer Werner Fassbinder
Musik: Peer Raben
Kamera: Michael Ballhaus / Jürgen Jürges
Darsteller: Kurt Raab (Walter Kranz)
Margit Carstensen (Andrée)
Helen Vita (Luise Kranz)
Volker Spengler (Ernst Kranz)
Ingrid Caven (Lisa)
Dem Dichter Walter Kranz, während der Aufbruchstimmung der 68er als Dichter der Revolution gefeiert, ist Mitte der 70er Jahre vom einstigen Ruhm nicht viel geblieben. Mit den Forderungen einer ewig nörgelnden Gattin und einem debilen Bruder gestraft, leidet der Poet zudem schon viel zu lange an einer Schreibblockade. Nicht nur werden seine Gelder immer knapper und sein Verleger verweigert einen Vorschuss – mit dem Geld verabschieden sich auch Gönner und Anhänger von Kranz. Als er endlich wieder etwas zu Papier bringt, stellt sich schnell heraus, dass es exakt dem Gedicht „Der Albatross“ von Stefan George entspricht – einem Werk jenes Lyrikers, der der Linken nicht gerade nahe stand. Doch statt sich für den Fauxpas zu schämen, steigert sich Kranz in die Idee hinein, ein Widergänger Georges zu sein und sammelt nach dessen Vorbild einen "Kreis" um sich - nur muss er dessen Teilnehmer dafür bezahlen und leistet damit seinem Niedergang weiteren Vorschub.
In einer rasanten und grellen Glosse nimmt Fassbinder den bürgerlichen, miefigen Kulturbetrieb und die Lebenslügen der Linken aufs Korn, die dem verblassendem Ruhm bei Straßenschlachten und politischen Happenings nachhingen, während sie bereits den Marsch durch die Institutionen antraten. Die Uraufführung des Films, dessen Protagonisten mit hehren Idealen von einer wirklichen Veränderung antreten, jedoch alles verraten woran sie geglaubt haben, um sich weiterhin in Arroganz und Selbstverliebtheit zu suhlen, sorgte bei der Uraufführung 1976 für tumultartige Proteste und bis heute wohl der umstrittenste Film Fassbinders.
Die Blonde von Peking
Agentenkomödie
Frankreich/ Italien/ BRD, 1966/67
Länge: 87 min.
Regie: Nicolas Gessner
Buch: Richard Behm/ Nicolas Gessner
Musik: François de Roubaix
Kamera: Claude Lecomte
Darsteller: Mireille Darc (Erica Olsen)
Claudio Brook (Gandler)
Edward G. Robinson (Douglas)
Giorgia Moll (Jinny)
Pascale Roberts (Monica)
Françoise Brion (Erica 2)
Carl Studer (Hardy)
Valéry Inkijinoff (Fang O Kung)
Der Schauspieler Marc wird vom CIA angeheuert, um Erika, der Geliebten des reichen chinesischen Raketenwissenschaftlers Fang O Kung in der Schweiz Informationen zu Kungs geheimen Raketenplänen zu entlocken. Während Russen und Chinesen ihre Spur verfolgen, entpuppt sich die kecke Blonde jedoch als ausgebuffte Juwelendiebin, die gemeinsam mit ihrer Schwester einen wertvollen Saphir aus der Sammlung Fang O Kungs gestohlen hat - Erika hat Marcs Rolle längst durchschaut und spannt ihn und den Geheimdienst für ihre Zwecke ein.
Temporeich und mit großem Gespür für Licht und Farbe inszeniert Nicolas Gessner (The Little Girl Who Lives Down the Lane) die wendungsreiche Komödie, die die Agentenfilme des Kalten Krieges satirisch bricht. Ein Agent wieder Willen, flotte Sprüche und kesse Bienen vor den exotischen Schauplätzen Hongkongs, Paris und der Schweiz sorgen für gelungene Unterhaltung. Dabei entpuppt sich das kecke Blondchen als gewitzte Drahtzieherin, die jedoch erst im Zusammenspiel mit Marc zu Höchstform aufläuft.
Jimmy Orpheus
Drama/ Fernsehfilm
BRD, 1966
Länge: 52 min.
Regie: Roland Klick
Buch: Roland Klick
Musik: Roland Klick
Kamera: Robert van Ackeren
Darsteller: Ortrud Beginnen (Mädchen)
Klaus Schichan (Kristoff)
Kristoff, ein junger Arbeiter, begibt sich als moderner Orpheus in die Unterwelt der Großstadt, auf der Suche nach einem Leben und einer Frau. Die Studie des Reeperbahn-Milieus wirft einen letzten Blick in die verschwitzten Beatkeller, die es schon bald nicht mehr geben sollte.
In diesem Frühwerk zeigt Filmemacher Roland Klick ("Deadlock", "White Star") ein eindrucksvolles Porträt des Hamburger Nachtlebens. Hinter der Kamera stand Robert Van Ackeren, der später selbst ins Regie-Fach wechselte.
Diamantenbillard
Kriminalfilm
BRD/ Frankreich/ Italien, 1965
Länge: 91 min.
Regie: Nicolas Gessner
Buch: Nicolas Gessner
Musik: Georges Gavarentz
Kamera: Claude Lecomte
Darsteller: Elsa Martinelli (Juliette)
Claude Rich (Bernard)
Günther Ungeheuer (Prof. Schmoll)
Jean Seberg (Bettina)
Elsiabeth Flickenschildt (Madame Ralton)
Bernard ist keineswegs ein Verbrecher, sondern ganz im Gegenteil ein höchst fantasiebegabter, sympathischer junger Bankkassierer, den es schlicht langweilt, den ganzen Tag Geldscheine zu zählen, die nicht einmal ihm gehören. Er hat einen genialen Plan: Nur einen einzigen Coup will er wagen, um dann als reicher Mann wieder seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Zudem will er nur Diebe bestehlen – ein zweifelsohne mildernder Umstand. Doch die Liebe macht seinem Plan einen Strich durch die Rechnung...
In dieser frechen Einbruchsgeschichte wird ganz ungeheuerlich und genial geklaut, unverschämt gelogen und nach vielen Seiten geliebt. Und die Moral von der Geschichte? - Unrecht gedeiht ausgezeichnet...
Menschen von Morgen
Dokumentarfilm
BRD, 1965
Länge: 102 min.
Regie: Kees Brusse
Musik: Hermann Schoonderwalt
Kamera: Fred Tammes / R. Venanga / R. von der Drift
Kees Brusse lässt zwölf Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren aus den verschiedensten Gebieten der BRD von ihrem Leben erzählen. Erinnerungen an die Kindheit, Hoffnungen auf die Zukunft, ihre Ideale und Interessen, ihre Haltung zu Politik, Sexualität und Freundschaft kommen zur Sprache. Die häufig saloppe Sprache wird nicht geglättet, ist nicht feierlich, nicht gekünstelt. Vorbereitet wurden die Interviews von vier Psychologen, die zunächst insgesamt 100 Jugendliche befragten. Im Film gezeigt werden ein Kindermädchen, eine in Paris tätige Sekretärin, eine junge Frau, die Mannequin werden möchte, die verwöhnte Tochter eines Unternehmers, eine Prostituierte aus St. Pauli, eine Bauerntochter, ein Krankenpfleger, ein Autoknacker, ein Schlagzeuger, ein Beatle-Fan, ein Stabsunteroffizier der Bundeswehr und ein angehender Sozialfürsorger.
Das Porträt einer heranwachsenden Generation ist eine hervorragend Materialsammlung für Soziologen, Psychologen, Politiker und Zeitanalytiker. Mimik, Gestikulation und Sprachstil geben einen intimen Aufschluss über die Lebenswelt und das Denken der Jugendlichen. Dabei fällt jedoch besonders deren Geschichtslosigkeit auf - Das Dritte Reich lässt sie erschreckend kalt. Einer von ihnen sagt: „Das ist doch nun schon lange genug her, sollen wir jungen uns immerfort damit rumschlagen? Jeden Tag steht was in der Zeitung. Gut, die was verbrochen haben damals, sollen dafür bestraft werden, aber was geht das uns noch an?" Auch Folgende Überlegung aus einem der Interviews erhellt die Mentalität des „kleinen Mannes": „Mein Vater hat mich gewarnt. Der war auch mal in einer Partei und hat dafür die Rechnung bekommen. Es lohnt sich nicht. Die Kleinen sind doch immer die Dummen."
Vier Schlüssel
Kriminalfilm
BRD, 1965
Länge: 107 min.
Regie: Jürgen Roland
Buch: Max Pierre Schaeffer / Thomas Keck
Musik: Konrad Elfers
Kamera: Wolfgang Treu / Richard Schüler
Darsteller: Günther Ungeheuer (Alexander Ford)
Horst Michael Neutze (Charlie)
Gerhard Hartlig (Victor)
Silvana Sansoni (Franziska)
Walter Rilla (Eduard Rose)
Monika Peitsch (Silvia Rose)
Hellmut Lange (Rolf Thilo)
Ernst Rose, der Chef des Bankhauses Traven & Co. wird vorzeitig zum Flughafen gerufen, um dort seine Tochter abzuholen. Er begreift zu spät, dass das Telegramm an ihn fingiert war und er sich mit seiner Tochter in der Gewalt von Gangstern befindet, die dreieinhalb Millionen aus dem Banktresor rauben wollen. Doch für den Tresor gibt es vier Schlüssel, die sich in den Händen von vier so genannten Schlüsselträgern befinden. Nur mit allen Schlüsseln zusammen kann man den Tresor öffnen. Unter der unheilvollen Regie des eiskalten Gangsterbosses Alexander Ford werden alle Beteiligten bei der Suche nach den vier Schlüsselträgern zu Marionetten in einem Spiel auf Leben und Tod.
Altmeister Jürgen Roland, der durch die Serie "Stahlnetz" zu einem der bekanntesten Krimi-Regisseure in Deutschland avancierte, inszenierte dieses bemerkenswerte Krimidrama im halbdokumentarischen Reportagestil. Der Film basiert auf einem Vorfall in Zürich, bei dem Gangster einen Bankier auf offener Straße kidnappten, damit dieser den Tresor seiner Bank öffnet. Dazu wurde jedoch noch der zweite Schlüssel des Prokuristen benötigt, der telefonisch von den Gangstern zur Bank beordert wurde. Den eigentlichen Reiz entfaltet die Geschichte in ihrer Verfilmung jedoch erst durch Jürgen Roland, der sie mit reichlich Lokalkolorit in seinem geliebten Hamburg ansiedelt und neben der Ankunft der “Rolling Stones“ auf dem Flughafen Fuhlsbüttel auch den Hamburger Wahlkampf und einen persönlichen Kritiker, getarnt als Gemüsemann, verarbeitet.
Transit
Schweiz/ BRD, 1965
Länge: nicht vollendet
Regie: Bernhard Wicki
Kamera: Sven Nykvist
Darsteller: Agnes Fink
Ernst Schröder
Richard Münch
Das nie vollendete Projekt war als ambitionierte Verfilmung des Romans „Sein Name sei Gantenbein“ von Max Frisch angelegt. Mit einer erstklassigen Besetzung und dem Regisseur Erwin Leiser scheint das Vorhaben auf dem besten Wege zu sein. Doch bereits eine Woche nach Drehbeginn erkrankte Leiser. Ein geeigneter Nachfolger wurde mit Bernhard Wicki („Die Brücke“) gefunden, doch die Ereignisse wiederholten sich: auch Wicki erkrankte nach einer Woche so schwer, dass er den Dreh abbrechen musste.
Von dem gedrehten Material existieren noch 72 Minuten im Filmarchiv Düsseldorf, die jedoch keine fertigen Szenen beinhalten, sondern lediglich aus Großaufnahmen und Mustern bestehen.
Polizeirevier Davidswache
Kriminaldrama
BRD, 1964
Länge: 101 min.
Regie: Jürgen Roland
Buch: Wolfgang Menge
Musik: Dave Edmunds, Günter Marschner
Kamera: Robert Jessup, Günter Haase
Darsteller: Wolfgang Kieling (Glantz)
Hannelore Schroth (Margot)
Günther Neutze (Schriever)
Günther Ungeheuer (Bruno Kapp)
Horst Neutze (Läpke)
Helmut Oeser (Kohlhammer)
Johanna König (Fräulein Schmelz)
Jürgen Dräger (Manfred)
Für Hauptwachtmeister Glantz sind Prostitution und Diebstahl, Mord und Totschlag Routine. Sein Revier ist das berühmteste der Welt: Die Davidswache auf der Hamburger Reeperbahn.
Doch dann wird nach sechs Jahren Haft der Schwerverbrecher Bruno Kapp aus dem Gefängnis entlassen und hat nur eines im Sinn: Er will sich an Glantz rächen, an dem Mann, der ihn hinter Gitter gebracht hat. Kapps Freundin Margot versucht Glantz zu warnen, doch der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Als Kapp sich von der Prosituierten Chérie eine Waffe besorgt und sie anschließend kaltblütig ermordet, machen sich Glantz und seine Kollegen an dessen Verfolgung. Doch dabei gerät Glantz in die Gewalt des gefährlichen Verbrechers.
Jürgen Rolands stilbildender Milieukrimi besticht durch seinen authentischen Reportagestil. Selbst einige Jahre als Polizeireporter tätig, verfügt Roland über eine intime Kenntnis der Polizeiarbeit. Sein Insiderwissen prägte auch seine legendäre Fernsehserie «Stahlnetz», sowie das «Großstadtrevier» und diverse NDR-Tatorte.
Auszeichnungen:
• Deutscher Filmpreis 1965
Die endlose Nacht
BRD, 1962/63
Länge:
Regie: Willi Tremper
Buch: Willi Tremper
Musik: Peter Thomas
Kamera: Hans Jura
Darsteller: Karin Hübner (Lisa)
Harald Leipnitz (Wolfgang Spitz)
Louise Martini (Mascha)
Paul Esser (J.M. Schreiber)
Wolfgang Spier (Dr. Achtel)
Werner Peters (Herbert)
Hannelore Elsner (Sylvia Stössi)
Fritz Rémond ( Emil Stoltmann)
Walter Buschhoff (Ernst Kramer)
Korrina Rahls (Mausi)
Berlin, Flughafen Tempelhof: Als dichter Nebel zur Absage aller Flüge zwingt, sitzen zahlreiche Reisende sitzen für diese eine Nacht am Flughafen fest: Ein abgewrackter Schauspieler kommt nicht rechtzeitig nach Hannover und verliert so die Rolle seines Lebens. Ein junger Geschäftsmann, nicht zimperlich in der Wahl der Mittel, hat Wechsel gefälscht und wartet nun hilflos auf seine Entdeckung. Auch seine Freundin kann ihm nicht mehr helfen – doch ein feister Spediteur nimmt gerne seinen Platz ein. Während ein Chefmonteur die Nacht zu einem schnellen Seitensprung nutzt, entscheidet sich eine Frau dagegen, durchzubrennen. Ein Starlet lungert abgebrannt herum und findet Anschluss bei zwei Halbstarken. Ein Amerikaner flirtet mit einer Flughafenangestellten - eine gemeinsame Zukunft, zärtlich zusammen gesponnen, zerrinnt im Morgengrauen: Der Flugverkehr wird wieder aufgenommen.
Tremper erzählt elliptisch und mit fast dokumentarischem Gestus „Die endlose Nacht“ und inszeniert damit seinen größten Erfolg. In ruhigen, nüchternen Bildern beobachtet er subtile Alltagsszenen. Dabei setzte Tremper damals schon erst heute aktuelle Stadttheorien fast prophetisch in Szene: Berlin findet am Flughafen statt. Die Stadt erscheint als Knotenpunkt, Durchgangsort – als Transitraum. Enno Patalas bezeichnete den Film 1963 in der Filmkritik als „bundesdeutschen Bestandsaufnahme".
Auszeichnungen:
• 1963 Bundesfilmpreis: drei Filmbänder in Gold (beste Kamera, beste darstellerische Leistung (Harald Leipnitz) und beste Filmmusik) und das Filmband in Silber in der Kategorie abendfüllender Spielfilm
• 1963 Preis der deutschen Filmkritik
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